Zeichnung Nr. 30, Michael Schmidt, 2016
Schmidt geht den eigenen Quellen der Inspiration nach und findet darin allgemein Menschliches, Dahinterliegendes, bisweilen Obskures. Er wendet sich in einem Moment bewusst von gängigen Kunstklischees ab, um sich gleich darauf in einer malerischen Tradition wiederzufinden.
Künstlerische Details und Ideen integriert und verarbeitet Schmidt neu. Ganz gleich, ob es sich um klassische Landschaftsmalerei handelt oder um optische Mischung, ob er Georgia O’Keeffe studiert oder sich von M.C. Escher inspirieren lässt. Man findet das freie Formenspiel ebenso wie die grafische Direktheit der Optical Art und des Informel.
Bei aller Vielfalt scheint dennoch immer etwas ganz Spezifisches an all diesen Gestaltungsweisen, Strukturen und der speziellen Bildbeschaffenheit zu interessieren: das Grafische als wesentliches Element seiner Kunst. Und mehr noch: das Gestische, Direkte, Assoziativ-Gedankliche. Vielfach findet sich auch Dunkelheit wieder, Abgründiges und Geheimnisvolles – man fühlt sich beizeiten an Goya erinnert oder an Giger, aber ohne dessen technische Manieriertheit. Dann wieder Spiel, Ironie und bizarre Formen.
Organische Strukturen wechseln sich ab, zeichnen einen Raum zwischen Ordnung und Chaos. Dies setzt der Künstler immer wieder aufs Neue in ein Spannungsfeld und folgt seiner schöpferischen Intuition, so als würde nur im Tun die ideale Nähe und Distanz entstehen. Er nutzt das weitgesteckte Feld der Möglichkeiten. Und er tut es sozusagen exemplarisch, ohne an einer Idee oder einer Technik zu lange hängen zu bleiben.
Schmidts Bilder versuchen keine reinen Abbilder der Wirklichkeit zu sein, vielmehr sind es poetisch verzerrte, subjektive Momentaufnahmen gefühlter Realität.
Den Moment zu malen heißt im Augenblick sein, heißt im ursprünglichen Sinne, etwas Neues zu schaffen. So entstehen aus dem ersten Strich Formen, die sich aus sich selbst heraus entwickeln. Es ist der Rhythmus der Bilder, der fasziniert.
Klumpp / Parrotta
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