Friedrich Fröhlich

Selbstbildnis, Friedrich Fröhlich
Selbstbildnis
Friedrich Fröhlich, 31
Tusche auf Papier
42 × 59.4  cm
„Die Klasse hatte mal eine Ausstellung, da ging’s darum, dass die Arbeiten für hundert Euro verkauft werden. Das ist wenig Geld, wenn es um eine Arbeit geht. Deshalb hab ich das Selbstporträt zehnmal gemacht und immer eines hin gehangen. Und wenn dann eins verkauft war, hab ich noch einmal eins hin gehangen. Ich hatte da anderen Menschen gesagt, dass sie das kaufen sollen. Sie bekommen dann auch das Geld zurück! Aber dass dann andere Studenten sehen, wie meine Arbeiten hintereinander weggekauft werden. Um dann zu gucken, wie dann die Reaktionen sind. Also haben das dann welche gekauft. Dann hab ich das Geld zurückgegeben. Aber es gab’s wirklich zwei, die das gekauft haben! Und die kannte ich wirklich nicht! Zumindest hat eine Studentin mich dann angesprochen und gesagt, dass sie traurig ist. Oder so. Weil meine Arbeiten so viel gekauft werden und ihre gar nicht. Aber ich hab ihr trotzdem nicht erzählt, dass ich das aus Absicht gemacht habe. Weil das hätte dann ganz schnell ’ne Runde gemacht. Und der Professor hat dann noch eine Rundmail geschrieben, dass die, die keine Arbeiten verkauft haben, nicht traurig sein sollen. Oder so. Sondern, dass es halt nur der Kunstmarkt oder so ist und nichts mit Kunst zu tun haben muss. Irgendwie sowas. Ich glaube, ich habe dann bloß einem Kommilitonen gesagt, dass das ein Experiment von mir war. Nun stapeln sich bei mir immer noch diese ganzen Selbstporträts. Einer, der das wirklich gekauft hatte, der war rothaarig. Der hatte rote Haare. Und da war ganz doller Wind draußen. Und wir hatten überlegt, wie wir das einpacken können, ohne dass es draußen biegt und vielleicht knickt. Aber irgendwie ging das dann. Der eine, dem ich das gesagt hatte, dass er das kaufen soll und ich gebe ihm das Geld zurück, der hat, finde ich, etwas übertrieben. Der hat eine halbe Stunde oder so dann mit den Studenten im Klassenraum über meine Arbeiten geredet. Wie toll die wären! Und so weiter. Ich war zwar nicht da, aber es hat so lange gedauert. Aber anscheinend hat auch das funktioniert. Das ist das erste Bild, wo ich mir Gedanken darüber gemacht habe, … ähm … damit dann auch Geld zu verdienen. Also deshalb die zehn Exemplare. Was ich dann gar nicht mehr so schön fand. Weil … Am Ende mache ich neun Exemplare nur des Geldes wegen. Und während ich das mache, habe ich nicht das Gefühl, dass es schön ist. Sondern das ist dann nur ein Abarbeiten. Um Geld zu machen! Das ist wie bei der Kunstmesse, wo ich jetzt mitmache. Wo ich viele Arbeiten nur gemacht habe, … ähm … doppelt gemacht habe, dreifach gemacht habe, … ähm … damit die dann verkauft werden können. Das ist viel Zeit, die dann weg ist. Aber ich will jetzt einfach mal ausprobieren, wie das dann ist. So ist ja der Kunstmarkt! Man macht was und das ist dann weg. Und vieles wird gemacht, um gekauft zu werden. Aber eigentlich mag ich eher Arbeiten, die ich mache, wenn ich sie einmal mache. Beim zweiten Mal denke ich schon wieder anders darüber nach.“


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Selbstporträts in der Gegenwartskunst

Porträt
Selbstbildnis, Friedrich Fröhlich
Künstlerinnen und Künstler nutzen Selbstporträts, um ihre Identität, ihre Erfahrungen und ihre Beziehung zur Welt um sie herum auszudrücken.

Ein bemerkenswertes Beispiel für die Verwendung von Selbstbildnissen in der Gegenwartskunst ist die amerikanische Künstlerin Cindy Sherman. In ihrer berühmten Fotoserie "Untitled Film Stills" aus den späten 1970er und frühen 1980er Jahren stellt sie sich selbst in verschiedenen Rollen dar, die Stereotype und Klischees aus Film und Fernsehen verkörpern. Sherman nutzt Verkleidung, Make-up und inszenierte Kulissen, um ihre Identität zu transformieren und Fragen nach Geschlechterrollen, Identität und Darstellung in den Medien aufzuwerfen.

Ein weiterer Künstler, der sich mit Selbstbildnissen auseinandersetzt, ist der britische Maler Lucian Freud. Freud ist bekannt für seine intensiven und realistischen Porträts, darunter auch viele Selbstporträts. Er untersucht die menschliche Anatomie und die Ausdruckskraft des Gesichts, um seine eigene Persönlichkeit und Alterung zu erfassen. Durch seine ehrlichen und oft schonungslosen Darstellungen schafft Freud intime Einblicke in sein Inneres.

Die mexikanische Künstlerin Teresa Margolles beschäftigt sich in ihrer Arbeit mit Themen wie Tod, Gewalt und sozialen Ungerechtigkeiten. In ihren Performances und Installationen integriert sie oft Elemente des eigenen Körpers oder dokumentiert Körperflüssigkeiten wie Blut und Wasser. Margolles setzt ihren Körper als Medium ein, um auf soziale Missstände aufmerksam zu machen und persönliche Erfahrungen in einen breiteren Kontext zu stellen.

Die Verwendung von Selbstbildnissen in der Gegenwartskunst ist auch eng mit der Entwicklung neuer Medien und Technologien verbunden. Künstler wie Amalia Ulman nutzen soziale Medien und das Internet, um ihr Leben und ihre Identität zu inszenieren. In ihrem Projekt "Excellences & Perfections" aus dem Jahr 2014 spielte Ulman verschiedene Charaktere in den sozialen Medien und erforschte Themen wie Selbstinszenierung, Geschlechterrollen und die Konstruktion von Identität in der digitalen Ära.

Selbstporträt Sonne